Geode von El Pulpí
Die Pulpí-Geode befindet sich in der Gemeinde Pulpí (Almería), in der Mina Rica, etwa 60 m unter der Oberfläche, am Osthang der Sierra del Aguilón. Es handelt sich um eine gigantische Geode, die mit großen Prismen aus Selenit (auch Marienglas oder Spiegelstein genannt) – eine Art kristallinem Gips – ausgekleidet ist, die wie Pfeile aus den Wänden und dem Boden der Höhle herausragen.
Das Wort Geode stammt aus dem Griechischen und bezeichnet in der Geologie und Mineralogie einen Gesteinshohlraum, dessen Wände vollständig mit Kristallen ausgekleidet sind.
Der Name Selenit geht auf den schwedischen Chemiker und Mineralogen Johan Gottschalk Wallerius (1709–1785) zurück, der ihn synonym für transparenten Gips verwendete. Das Wort leitet sich von der griechischen Mondgöttin Selene ab. Es wird vermutet, daß Wallerius durch die blass-blaue Reflexion des Minerals, ähnlich dem Mondlicht, zu diesem Namen inspiriert wurde. Das Mineral war schon den Römern bekannt, die es Lapis specularis (Spiegelstein oder – frei übersetzt – durchsichtiger Stein) nannten. Es wurde von ihnen zur Herstellung von Fenstern verwendet, wenn zu dieser Zeit auch Glas schon bekannt war, doch war die Qualität, Ebenheit und Transparenz nicht so gut, daß hieraus Fensterscheiben gefertigt werden konnten.
Wertvoller als Silber und Eisen
Von 1873 bis 1969 bearbeiteten Bergleute das Gestein der Sierra del Aguilón, um Blei und Silber aus der Mina Rica zu gewinnen. Im Jahr 1890 wurde der Blei- und Silberbergbau aufgegeben, und man begann, Eisen zu fördern. Die Minenarbeiter ahnten nicht, daß sie sich nur wenige Meter entfernt von einem der größten geologischen Schätze der Welt befanden. Von Zeit zu Zeit entdeckten sie bei ihren Ausgrabungen sicherlich einige auffällige Gipskristalle, die sie wahrscheinlich an Verwandte oder Bekannte verschenkten oder an einen Sammler verkauften. Aber sie ahnten nichts von dem verborgenen Naturwunder in der Tiefe. Als der Bürgerkrieg ausbrach wurde der Eisenabbau aufgegeben.
Erst Jahrzehnte später, im Dezember 1999, entdeckten mehrere Mitglieder der „Grupo Mineralogista de Madrid“ das große Geheimnis, das in der Mina Rica in 60 Metern Tiefe verborgen liegt: die Gran Geoda de Pulpí. Ein Hohlraum, der mit einer Länge von 8 Metern und einer Höhe von 2 Metern die größte Geode Europas und die zweitgrößte der Welt ist, nach der Naica-Cueva de los Cristales de Chihuahua (Mexiko), die aber nicht besichtigt werden kann, da ihre atmosphärischen Bedingungen einen Besuch unmöglich machen: sie erreicht eine Temperatur von bis zu 58º C und eine relative Luftfeuchtigkeit von fast 100 %. Die Geode von Pulpí ist daher die größte Geode weltweit, die man besichtigen kann. Ihre wichtige Bedeutung liegt einerseits in der Größe der riesigen, wunderschönen bläulich-weiß glänzenden Gipskristalle, von denen einige fast zwei Meter lang sind, und andererseits auch in dem Fehlen von Verunreinigungen und der unglaublichen Transparenz der Kristalle. Wir als DMC Agentur Spanien helfen Ihnen dabei, diesen Besuch unvergesslich zu machen. Lassen Sie uns Ihre Reise planen und Ihnen eine außergewöhnliche Erfahrung bieten. Kontaktieren Sie uns, um mehr zu erfahren!
Der Sprung in die Unesco Liste
Es dauerte Tausende von Jahren, bis die Riesengeode von Pulpí ihr heutiges beeindruckendes Aussehen erhielt. Die Universität von Almeria hat das Alter der Kristalle auf 165.000 Jahre datiert, was die Entstehung der Geode in das Pleistozän (Quartär) einordnet. Alles begann damit, daß hydrothermales Wasser aus der Restaktivität des Vulkans am Cabo de Gata durch einen Riss im Gestein eindrang. Sobald das Wasser abkühlte und die Gase verdampften, vermischte es sich mit dem Kalziumsulfat und begann zu kristallisieren. In einem sehr langsamen Prozeß und unter sehr spezifischen Bedingungen wurden die Materialien so geformt, daß die spektakulären, transparenten und perfekten Kristalle entstanden. Es handelt sich um sehr weiche Gipskristalle, die man leicht mit dem Fingernagel einritzen kann. Mit Infrarotlicht kann man entdecken, wie die Mineralien im Dunkeln leuchten.
Im August 2019, genau 20 Jahre nach der glücklichen Entdeckung, wurde die Geode für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Besuch der Mina Rica in Almería ist ein echtes Abenteuer. Bevor man in das Innere der Mine gelangt, sieht man einige verlassene Gebäude der ehemaligen Minenaktiviät, wie den alten Hauptschacht und die Türme der beiden Öfen, in denen die Mineralien gebrannt wurden. Einmal im Bergwerk angekommen muß man durch die labyrinthischen Galerien der Mine gehen, bevor man die Geode erreicht. Hier entdeckte man Spuren der Bergleute, wie zahlreiche Stollen und Schächte, die sie gebaut haben, um tief in die Erde zu gelangen, aber auch Gegenständen, die sie zurückgelassen hatten, wie Schuhe oder Konservendosen. In einer Ecke befindet sich sogar eine Figur der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute. Bevor man die Riesengeode erreicht, kann man weitere Geoden unterschiedlicher Größe in der Mine finden, wie z.B. die Spaltgeode und die Schwalbenschwanzgeode.
Die Kandidatur der Geode von Pulpí für die Anerkennung als UNESCO-Welterbe wird der Generaldirektion für historisches Erbe vorgelegt. Mit diesem Antrag würde die Geode von Pulpí in die Sektion Natur der UNESCO-Liste aufgenommen werden, in der Spanien nur wenig vertreten ist.