Stadtführung Carmona
Die fruchtbare Ebene, die fast ausschließlich dem Getreideanbau gewidmet ist, die Terrassen, die sich für den Olivenanbau eignen, und die Hochebene, auf der die Stadt liegt, haben ein privilegiertes Gebiet gebildet, das der Mensch seit jeher zu nutzen wusste. Ein Besuch in Carmona ist nicht einfach eine Besichtigung der wichtigsten Gebäude und archäologischen Stätten, sondern ein Spaziergang durch die Geschichte: man fühlt hier eine besondere Atmosphäre, in der Kirchen, Klosteranlagen und Adelspaläste dominieren, die auf eine glanzvolle Zeit der Stadt hinweisen. Wenn der Reisende in Carmona Halt macht, verspürt er den unbestreitbaren Wunsch, noch mehr über diese geschichtsträchtige Stadt zu erfahren. An allen Ecken der Altstadt findet man prächtige Gebäude, die Hinweise auf den frühen Einfluss und Reichtum der Stadt geben.
Stadtführung Carmona
Carmona stellt sich vor
Carmona war in der Antike eine der wichtigsten Bevölkerungsenklaven des unteren Guadalquivir. Sie kontrollierte die wichtigsten Verkehrswege im Guadalquivir-Tal und ist eine der geschichtsträchtigsten Städte der Provinz. Die verschiedenen Namen verkünden die Rolle der Stadt bei den verschiedenen Invasionen. Ihr Name ist von der semitischen Wurzel "KAR" abgeleitet, was Stadt bedeutet, und erklärt sich durch die wahrscheinliche phönizische Gründung. Auch die Tartesser und die Karthager haben ihre Spuren in der Stadt hinterlassen. Die Stadt liegt auf dem Alcores-Hügel, auf einer Höhe von 235 m Höhe, und bietet einen Blick über die weitläufige Ebene Vega del Corbones. Die Fruchtbarkeit des Gebiets und die leichte Verteidigung des Hügels, auf dem die Stadt liegt, machten Carmona zu allen Zeiten zu einem wichtigen Siedlungszentrum. Die Ursprünge des Ortes gehen auf prähistorischen Zeiten zurück. Es wurden zwar Überreste aus dem Paläolithikum gefunden, aber die Überreste aus dem Neolithikum sind viel zahlreicher, darunter die prächtigen Gefäße der Glockenbecherkultur aus Acebuchal.
Der iberische Volksstamm der Turdetaner siedelte bereits hier und aus diesem Ortskern entwickelte sich eine sehr bedeutende karthagische
Kolonie, von deren Stadtmauer noch einige Reste an der Puerta de Sevilla erhalten geblieben sind. 206 v. Chr. wurde Carmona in das Römischen
Reich integriert; der Ort, der nun Carmo genannt wurde, wurde intensiv romanisiert und zu einem der wichtigsten städtischen Zentren der römischen Provinz Baetica. Die Wichtigkeit der Stadt zu dieser Zeit zeigt sich dadurch, dass Carmo das Privileg bekam, Münzen zu prägen. Sie
wurde von einer grossen Stadtmauer umgeben, die Julius Caesar in seinem Werk De Bello Civili erwähnt. Die Via Augusta führte durch
Carmona, und auch der Cardo Maximus, eine der Hauptstrassen der Stadt, ist noch zu erkennen. Er führt vom Verteidigungstor der „Puerta de
Sevilla zur „Puerta de Córdoba“. Die heutige Stadt ist, mit leichten Abweichungen, dem römischen Stadtplan nachempfunden. Auch eine
beeindruckende Nekropole weist auf die Wichtigkeit der Stadt zu römischer Zeit hin. Dies war zweifellos eine der glänzendsten Perioden in
der Geschichte von Carmona. Die Westgoten bauten die Verteidigungsanlagen weiter aus. Carmona behielt seine Bedeutung auch während der muslimischen Zeit. Nach dem Zerfall des Kalifats von Córdoba, während der frühen Taifa- Königreiche, wurde sie sogar die Hauptstadt eines dieser Kleinkönigreiche. Die Araber reformierten ihr Verteidigungssystem und verschönerten es mit bemerkenswerten Zitadellen, Moscheen und
anderen bemerkenswerten Gebäuden, von denen heute noch Spuren zu sehen sind. Im Jahr 1247 wurde die Stadt an Ferdinand III. den Heiligen übergeben, der sie neu besiedelte und ihr ein eigenes Stadtrecht verlieh. Während der Herrschaft des kastilischen Königs Pedro I. des Grausamen wurde Carmona im 14. Jh. zu einer königlichen Residenzstadt umgewandelt. Der befestigte Palast Alcázar de arriba oder auch Alcázar de Don Pedro
genannt, wurde vergrößert und verschönert, und war eine seiner Lieblingsresidenzen. Während der Herrschaft von Juan II. und Enrique IV. war Carmona Schauplatz der Rivalitäten zwischen den Adelshäusern der Ponce de León und der Guzmán. Im Jahr 1630 verlieh Philipp IV. Carmona den Titel einer Stadt.
So könnte Ihre Stadtführung aussehen
Sie beginnen Ihre Besichtigung mit den Römern. Ausserhalb der Stadt findet man eine wichtige Nekropole, die viele begehbare Gräber aufzeigt. Sie wurde im 1. bis 4. Jh. nach Christus genutzt und in den letzten Jahren des 19. Jh. zufällig bei Ausbauarbeiten der Infrastruktur gefunden. George Bonsor, ein englischer Maler und Hobbyarchäologe, fing mit Ausgrabungsarbeiten an und hielt die Fundgegenständen in Zeichnungen fest. Besonders beeindruckend ist das Grab des Elefanten und das Grab der Servilia, die großräumig angelegt wurden. Bei den meisten Gräbern handelt es sich aber um einfache Grabnischen, da hier fast ausschließlich der Einäscherungsritus praktiziert wurde: Zu den herausragenden Funden gehören Kolumbarien, Gräber und Mausoleen sowie reiche und vielfältige Grabbeigaben, wie Münzen, Schmuck, Glas, Parfüm, Toilettenartikel und Spielzeug. Einige dieser Objekte sind im Museum des Komplexes selbst zu sehen, wie zahlreiche Beispiele von Keramiken, Urnen, Mosaiken und Statuen, Stuck und Fresken. Neben der Nekropole befindet sich ein Amphitheater aus dem 1. Jh. n. Chr., das ebenfalls von Bonsor und Juan Fernández López, einem weiteren Hobbyarchäologen aus Carmona, ausgegraben wurde. Ausserhalb der Altstadtmauern, im modernen Teil Carmonas, ist die
Pfarrkirche San Pedro aus dem 15. Jh. sehenswert. Bis ins 18. Jh. erfuhr sie viele Veränderungen und der Glockenturm der Kirche wurde, wegen
seiner Ähnlichkeit zur Giralda von Sevilla, „Giraldillo“ genannt. Aber vor allem die Altstadt, die von einer Stadtmauer eingeschlossen wird,
ist einen Besuch wert. Die Puerta de Sevilla, die durch ihre Grösse besticht, war der Zugang von der Westseite, die die Schwachstelle der Stadt war. Sie wurde mit einer grossen Befestigungsanlage versehen, die im Laufe der Jahrhunderte verändert wurde. Es handelt sich hierbei um einen Verteidigungskomplex, dessen Ursprünge auf die tartessische Zeit zurückgehen und der von den verschiedenen Kulturen, die hier siedelten, bis ins 18. Jh. erweitert und umgestaltet wurden. Von besonderem Interesse ist die Tatsache, dass die verschiedenen architektonischen Überlagerungen in einem einzigen Gebäude deutlich zu erkennen sind: Quadersteine aus karthagischer Zeit, römische Rundbögen und das sogenannte Invervallum, aber auch mittelalterliche Veränderungen sowohl aus der muslimischen als auch aus der christlichen Zeit sind noch zu sehen. Während der islamischen Herrschaft, zwischen dem 9. und 12. Jh., wurden der Hufeisenbogen, die Mauern, die Barbakane und die Zisternen hinzugefügt, die alle bei einem Besuch des Empfangszentrums für Touristen besichtigt werden können. Auf einem Bummel durch die malerischen Gassen kommt man an
verschiedenen Plätzen und Kirchen vorbei. Das Hauptplatz der Altstadt ist die Plaza de San Fernando, oder wie sie im Ort genannt wird, Plaza de
Arriba. Dieser Platz nimmt einen Teil des römischen Zentrums ein (die Überreste des Forums wurden vor einigen Jahren entdeckt), und der
gesamte Platz ist von Häusern mit Balkonen umgeben, da hier jahrelang Feste, Stierkämpfe und religiöse Veranstaltungen stattfanden. Auf dem
Plazt findet man das mit Ziegeln gedeckte Mudéjar-Haus., das Gebäude des Cabildo Viejo und das Kloster Madre de Dios, alle aus dem 16. Jh., dessen einschiffige Kirche im Mudéjar-Stil mit späteren Barockelementen gestaltet ist. Das Rathaus, das im alten Jesuitenhaus untergebracht ist, stammt aus dem 17. Jh. und beherbergt im Inneren ein wunderschönes römisches Mosaik, das von den Arbeiten in den umliegenden Straßen gerettet wurde.
Die Hauptkirche der Altstadt Santa María wurde im 15./16. Jh. im gotischen Stil über den Resten der Freitagsmoschee erbaut, von dem noch
der Hof für die rituellen Waschungen zu sehen ist. Besonders hervorzuheben ist auch ein westgotischer liturgischer Kalender aus dem 5.
Jh., der in eine Säule eingraviert wurde. Vorbei an verschiedenen Adelspalästen erreicht man den oberen Teil der Altstadt mit dem sogenannten Alcázar de Don Pedro, der heute den Parador beherbergt. Er stammt ursprünglich aus der almohadischen Zeit, obwohl er im Laufe der Geschichte zahlreiche Veränderungen erfahren hat. Auch auf das Stadttor der Ostseite – die Puerta de Córdoba – sollte man einen Blick werfen, das seinen Ursprung in der Römerzeit im 1. Jh. n. Chr. hat. Dieses Tor hat im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen erfahren.